Im Gespräch mit ...
Johannes Hornig
Alumni im Porträt April 2018
Schwarz, ohne Zucker – so trinkt Johannes Hornig seinen Kaffee. Im Alter von 25 Jahren übernahm der Betriebswirt die Geschäftsführung von J. Hornig, einem Familienunternehmen mit über 100-jähriger Tradition. Wie er mit dieser Herausforderung umging und worauf er heute – 7 Jahre später – besonders stolz ist, verrät der Kaffeeprofi im Alumni-Portrait.
Beitrag: Carmen Teubenbacher
Sie haben an der Universität Graz BWL studiert. War es schon immer der Plan ins Familienunternehmen einzusteigen?
Nein, in keinster Weise. Nach Abschluss meines Studiums in Graz und London sah ich meine Karriere in der Lebensmittelindustrie oder der Unternehmensberatung. Die Möglichkeit, dass ich im Alter von 25 Jahren, als CEO in das Unternehmen einsteigen sollte, stellte eher eine Überraschung dar.
Wie hat Sie ihr Studium an der Uni Graz für den Job vorbereitet?
Das Bachelor BWL Studium in Graz bietet eine gute generalistische Ausbildung. Insbesondere die Kurse zu Rechnungswesen, Kostenrechnung, Buchhaltung und Bilanzierung haben mich gut für den Einstieg in das Berufslebens und die Übernahme der Geschäftsführung vorbereitet. Ohne das so erhaltene Wissen, wäre der Einstieg sicherlich nicht so leicht gewesen.
Sie sind wie gesagt mit 25 Jahren an der Spitze des Unternehmens eingestiegen. Wie wird man Chef?
Wie wird man Chef? Ich glaube diese Position muss man sich erarbeiten, unabhängig davon wie viel Erfahrung man schon gesammelt hat. Übernimmt man die Geschäftsführung in einem neuen Unternehmen, mag es zwar stimmen, dass man als Person, die schon zwanzig Jahre Unternehmen in aller Welt geleitet hat, einen kleinen Bonus aufgrund der Erfahrung und der vielen Referenzen hat. Dennoch muss man sich auch in solch einer Situation die Position als Chef erarbeiten. Am Ende des Tages wird von allen Mitarbeiter:innen genauestens beobachtet, ob die Besetzung der Geschäftsführung für das Gesamtunternehmen Sinn ergibt, ob die gewählte Strategie funktioniert und vor allem ob ich mich als Mitarbeiter:in im Unternehmen wohl fühle. Und dabei ist das Alter des Chefs, sei es 25, 30 oder 60 Jahre, vollkommen egal. Wichtig ist, dass die Vision und die Durchführung der Strategie passt.
Was war zu Beginn die größte Herausforderung?
Holistisch betrachtet war es sicherlich die größte Herausforderung, auf dem Bestehenden aufzubauen und die 100 Jahre Aufbauarbeit meiner Urgroßeltern, Großeltern und Eltern zu wahren und zu ehren aber dennoch das Gesamtunternehmen zu transformieren und sicher in die Zukunft zu führen.
Sie leiten J. Hornig jetzt seit 7 Jahren. Auf welche Entwicklung sind Sie besonders stolz?
Am meisten stolz bin ich auf die Tatsache, dass es mir tatsächlich gelungen ist, das Bestehende zu bewahren, die neue Strategie zu definieren und diese gemeinsam mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen umzusetzen und das Gesamtunternehmen auf einen Wachstumspfad zu bringen. Als ich das Unternehmen übernommen habe, lag der Umsatz bei 10,5 Mio €. Nun liegt der Umsatz bei 17,5 Mio €,und die Anzahl der Mitarbeiter stieg von 35 auf 70. Und ich hoffe dass wir es schaffen auch in Zukunft so weiterzuwachsen, das wird sicherlich zur neuen größten Herausforderung werden.
Sie legen Wert auf einen direkten Austausch mit Ihren Produzenten. Was war die bisher spannendste "Kaffee-Reise"?
Die bisher spannendste Reise war sicherlich jene nach Guatemala. Guatemala ist auf eine gewisse Art und Weise zweigeteilt und ein etwas ungleiches Land. Das Land wird in Wahrheit von ca 300 Familien kontrolliert, dies wurde durch die Spanier in der Kolonialzeit so festgelegt und diese Strukturen halten sich bis heute, wie in ganz Lateinamerika. Im Westen des Landes findet man die Großplantagen und im Osten des Landes leben die Kleinbauern. Die Kleinbauern leben in Bergdörfern und bauen in ihren Blechhütten auf Selbstversorgerbasis Kaffee und Bananen an. Und eben diese Kleinbauern haben wir besucht. Der Austausch mit den Kleinbauern und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich ihr Lebensalltag gestaltet, war eine durchaus spannende Erfahrung. Von eben diesen Kleinbauern stammt auch unser direkt gehandelter Kaffee aus Guatemala.
Sie haben Ihr Studium an der Uni Graz vor fast 10 Jahren abgeschlossen. Wie wichtig ist Ihnen dieses Netzwerk heute?
Ich pflege den Kontakt zu meinen Studienkollegen und Studienkolleginnen aus Graz als auch zu jenen aus London und darüber bin ich sehr froh. Vor allem mit den Kollegen und Kolleginnen aus Graz trifft man sich relativ oft auch im Business-Kontext. Zu wissen, dass man auf sein zu Studienzeiten geschlossenes Netzwerk stets zurückgreifen kann, ist schon eine schöne Sache.