Im Gespräch mit ...
Philipp Budiman
Alumni im Porträt März 2016
Wie Gründer ticken
Mit einer starken Idee plus einer gehörigen Portion Selbstvertrauen in der Tasche gründete Philipp Budiman 2012 sein damals bereits zweites Startup „Montredo“. Heute gilt das Berliner Unternehmen als der führende deutsche Online Shop für neue Luxusuhren. Im "Alumnus des Monats"-Interview verrät Budiman, warum er sich nach dem Studium gleich in die Selbständigkeit gestürzt hat, wie er sein erstes Investmentkapital an Land gezogen hat und welche Anfangsfehler er heute nicht mehr machen würde.
Beitrag: Carmen Teubenbacher
Herr Mag. Budiman, wie hat für Sie das „Abenteuer Startup“ begonnen?
Der Gedanke an das Gründen eines eigenen Unternehmens hat mich schon während des Studiums gefesselt. Immer wieder habe ich neue Ideen entwickelt, aber auch wieder verworfen, bis ich gemeinsam mit meinem damaligen WG- und Studienkollegen Andreas Erker auf Social Games gestoßen bin. Das Geschäftsmodell hat uns fasziniert und so haben wir uns entschlossen, unser eigenes Spiel zu entwickeln. „Die prototypische Entwicklung einer Facebook Applikation“ war dann auch gemeinsames Thema unserer Masterarbeit. Somit haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wir beide waren schon immer recht abenteuerlustig und haben bereits Jahre davor abgemacht, nach dem Studium gemeinsam was anzugehen. Das Unternehmertum hat uns beide wahnsinnig fasziniert und wir wollten unbedingt so schnell wie möglich und um jeden Preis gründen. Unser eigenes Ding zu machen, das Risiko und die Herausforderung fanden wir unheimlich spannend.
War die erste Unternehmung von Anfang an erfolgreich?
Nein. Leider war die Verbreitung des Spiels dann doch nicht so einfach und nach fast zwei Jahren „Bootstrapping“ ging uns allmählich die Puste aus. Wir haben uns dann ohne jegliche Investorenkontakte und Ahnung von Venture Capital einen XING-Premium-Account geleistet und jeden Tag absolut blind mögliche Investoren angeschrieben, deren Profile Begriffe wie „Venture Capital“ oder „Investor“ enthielten. Zwei Monate später hat es dann tatsächlich geklappt und wir haben unsere erste Finanzierungsrunde mit zwei Business Angels aus Bayern abgeschlossen. Mit knapp EUR 200.000 auf dem Konto sind wir innerhalb von 14 Tagen aus unserer WG ausgezogen und in meinem Mazda 2 zusammen nach Berlin gefahren.
"Gründer, die nicht bereit sind 100% ihrer Zeit zu widmen, sollen es besser lassen. Das eigene Startup ist ein 'All or nothing'."
Warum ein Startup in Berlin und nicht in Wien, Graz, etc.?
Uns hat es nach unseren Auslandsaufenthalten in Hong Kong und New York beide in eine größere Stadt gezogen. Berlin war unsere erste Wahl, die Stadt ist spannend, gerade was die Startup-Szene angeht. Mittlerweile ist Berlin zum Silicon Valley Europas gereift. Für Startups gibt es hier meiner Meinung nach keinen besseren Ort: Geringe Mieten und Lebenserhaltungskosten, ausreichend Venture Capital (letztes Jahr wurden in Berlin insgesamt 1,4 Milliarden Euro investiert, damit ist Berlin in Europa erstmalig die Nummer eins vor London) und vor allem viel internationales Humankapital. Berlin zieht sehr viele internationale Talente aus den unterschiedlichsten Bereichen an. In Wien gibt es mittlerweile aber auch eine sehr gute Infrastruktur und in den letzten Jahren immer mehr Finanzierungsrunden und erfolgreiche Exits.
Wie kam es dann zur Gründung von Montredo?
Nachdem unser Social Gaming-Unternehmen über die Investoren von einem Verlag übernommen und als Agentur weitergeführt worden ist, bin ich das erste Mal mit dem Online Uhrenmarkt in Berührung gekommen. Ich wollte mir damals eine Vintage Uhr online kaufen, habe mich im Endeffekt aber nicht getraut, weil die bestehenden Angebote für mich nicht wirklich vertrauenswürdig waren. Das hat mir zu denken gegeben. Nach intensiver Marktrecherche erkannte ich das Potential für ein Online Vertical für Luxusuhren und habe das Konzept zwei Business Angels, die ich in Berlin kennengelernt habe, vorgestellt. Kurze Zeit später haben wir eine GmbH gegründet und losgelegt.
Wie lang ist Ihr durchschnittlicher Arbeitstag, oder anders gefragt: Wieviel Zeit muss man bereit sein zu investieren, um ein erfolgreiches Startup wie Ihres zu führen?
Als Gründer habe ich weder Arbeitstage noch eine gewisse Arbeitszeit. Ich habe eine Mission, der ich fast meine gesamte Zeit widme. Gründer, die nicht bereit sind 100% ihrer Zeit zu widmen, sollen es besser lassen. Das eigene Startup ist ein „All or nothing“.
"In einem Startup verläuft es immer mal anders als geplant. Das Herzstück eines derartigen Unternehmens ist ein starkes Team, das auf die laufenden Veränderungen schnell reagieren kann."
Welche Eigenschaften muss eine Jungunternehmerin/ein Jungunternehmer mitbringen, um erfolgreich zu sein? Wie wichtig ist dabei eine universitäre Ausbildung?
Natürlich gibt es zahleiche Ausnahmen, aber grundsätzlich denke ich schon, dass eine universitäre Ausbildung der GründerInnen die Erfolgswahrscheinlichkeit für ein Startup signifikant erhöht. Auf der Hochschule lernt man Muster zu erkennen, systematisch vorzugehen und logisch zu denken. Man eignet sich eine gewisse „Denkweise“ und einen Intellekt an, der im Unternehmertum förderlich ist.
Was war bisher Ihr „wichtigster“ Fehler, aus dem Sie wertvolle Erfahrungen gezogen haben?
In meinem ersten Unternehmen haben wir zu lange an dem Spiel gefeilt und viel zu spät getestet. Wir wollten mit dem perfekten Produkt in den Markt gehen und hätten schon viel früher erste Learnings ziehen und das Spiel dementsprechend anpassen können. Aus dem Fehler habe ich gelernt, dass man so schnell wie möglich mit einem ersten Prototypen auf den Markt gehen muss, Hypothesen überprüfen und dann laufend weiter optimieren bis man den sogenannten Product-Market-Fit gefunden hat.
Sie haben in der Vergangenheit bereits Praktika an AbsolventInnen der Uni Graz vergeben. Welche Eigenschaften muss eine Bewerberin/ein Bewerber mitbringen, um bei Ihnen als Arbeitnehmer punkten zu können?
Ein sehr, sehr hohes Maß an Motivation. Wir stellen nur PraktikantInnen ein, von denen wir überzeugt sind, dass sie zu 100% motiviert sind und den Willen haben, Vollgas zu geben. Montredo-PraktikantInnen haben allesamt das Ziel, in der Startup-Szene Fuß zu fassen und können während der Zeit bei uns sehr viel mitnehmen und lernen.
Und wo soll die Reise für Sie in den nächsten Jahren hingehen?
Ganz klar: Unser Ziel ist es, weltweit der führende Online Shop für Luxusuhren zu werden!