Im Gespräch mit ...
Nina Pildner-Steinburg
Alumni im Porträt November 2014
Unternehmertum im Blut
Seit 2001 ist die Tochter von Jochen Pildner-Steinburg Teil des traditionsreichen Familienunternehmens. Im „Alumna des Monats“-Interview gibt Nina Pildner-Steinburg spannende Einblicke in ihren beruflichen Alltag in der GAW technologies GmbH und verrät, warum ihr das Engagement im Präsidium des alumni UNI graz so wichtig ist.
Beitrag: Carmen Teubenbacher
Frau Mag. Pildner-Steinburg, Sie haben an der Universität Graz Betriebswirtschaft studiert und sind dann direkt ins Familienunternehmen eingestiegen. Wie hat sich dieser Weg gestaltet?
Ich habe bereits während meines BWL-Studiums begonnen, im Unternehmen zu arbeiten. Dabei war mein Einstieg ganz klassisch in der Finanzbuchhaltung mit Rechnungsprüfung, Kontierung, usw...Nach Beendigung meines Studiums bin ich dann im Bereich Marketing tätig gewesen, was zwar grundsätzlich nicht meinem Ausbildungsschwerpunkt an der Uni entsprochen hatte, aber es gab damals in diesem Bereich einfach dringenden Bedarf. Nach unterschiedlichen Stationen bin ich dann über den Einkauf schlussendlich zu meiner heutigen Tätigkeit in der Personal- und Organisationsentwicklung gelangt.
War für Sie dieser Weg – zuerst das BWL-Studium, dann der Einstieg ins Familienunternehmen – immer vorgegeben?
Ja, eigentlich schon. Betriebswirtschaft war für mich immer das Wunschstudium. Mein Vater war auch sicher in Bezug auf Studium und Berufswahl ein Vorbild für mich. Er hat viel vorangebracht und bewegt in unserem Unternehmen und mich hat das einfach sehr fasziniert.
Der Einstieg ins Berufsleben ist für alle Studierenden eine Hürde. War es für Sie erschwerend, dass Sie quasi als Tochter des Chefs ins Unternehmen gekommen sind?
Natürlich sind einem gewissen Vorbehalte seitens langjähriger Mitarbeiter begegnet, ganz nach dem Motto „Jetzt hat die Tochter fertigstudiert und kommt ins Unternehmen und sagt uns, was zu tun ist“. Das habe ich nie getan, aber man hat eben gemerkt, dass es eine Barriere gab, die eigentlich relativ lange bestanden hat. Mittlerweile funktioniert aber die Zusammenarbeit sehr gut.
"Diese Kombination aus hohen Anforderungen auf der einen Seite und Gestaltungsspielraum auf der anderen Seite, damit muss man umgehen können, aber mein Vater und ich haben uns über die Jahre hinweg sehr gut aneinander angenähert."
Wie war, bzw. ist die Zusammenarbeit mit ihrem Vater?
Er hat einerseits sehr hohe Anforderungen, an die Kinder vermutlich noch höhere, als an die MitarbeiterInnen. Mit der Zeit lernt man einfach zu erkennen, worauf er konkret Wert legt. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass er sich wenig einmischt. Man hat unheimlich viel Gestaltungsspielraum. Bei uns im Unternehmen ist es eben nicht so, dass die Leute an der Hand genommen werden, sondern wirklich die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln, ihren Arbeitsbereich zu gestalten und Vorschläge einzubringen. Diese Kombination aus hohen Anforderungen auf der einen Seite und Gestaltungsspielraum auf der anderen Seite, damit muss man umgehen können, aber wir haben uns über die Jahre hinweg auch sehr gut aneinander angenähert.
Sie sind derzeit Leiterin der Personal- und Organisationsentwicklung. Wie hat sich dieser Bereich in den letzten Jahren verändert?
Bevor ich den Bereich übernommen hatte, gab es ihn in der Form im Unternehmen eigentlich noch nicht. Davor haben die einzelnen Abteilungen unabhängig voneinander agiert. Heute wird in diesem Bereich organisationsübergreifend gedacht. So wird beispielsweise darauf geachtet, wie man MitarbeiterInnen weiterentwickeln kann. Man stellt sich die Frage: „Wenn ich diesen Mitarbeiter oder diese Mitarbeiterin mit diesem Einstiegsjob betraue, wo steckt da Potential, wo kann sich er oder sie hinentwickeln? Vielleicht von der Konstruktion zu einer Projektleitung?“ Solche Karrierewege haben wir in den letzten Jahren einfach verstärkt gefördert.
"Themen wie Innovationsmanagement und Informationswissenschaft waren zu meiner Studienzeit bei weitem nicht so in aller Munde wie heute. Hier hatte ich durch das Studium vor allem im Bereich Organisationsentwicklung schon sehr gute Anknüpfungspunkte."
Was waren für Sie prägende Momente im Studium, die heute für Ihr Berufsleben wichtig sind?
Für mich war es im Studium sehr wichtig, sich selber organisieren zu können, sich einen Plan zurechtzulegen, wann welche Prüfungen gemacht werden. Das ist insofern sehr wichtig, weil viele Unternehmen diese Fähigkeit zur Selbstorganisation einfach voraussetzen. Es gab natürlich auch eine Reihe von sehr guten Professoren, von denen ich auch wirklich sehr viel mitgenommen habe. Zudem war für mich die Spezialisierung im zweiten Studienabschnitt sehr wichtig. Ich hatte damals die Bereiche Innovationsmanagement und Informationswissenschaften als Schwerpunkte gewählt. Zu Beginn meiner Arbeitslaufbahn war ich zwar in einem ganz anderen Bereich tätig, aber im Laufe meiner beruflichen Entwicklung, ist mir diese Spezialisierung sehr zugute gekommen. Diese Themen waren ja zu meiner Studienzeit bei weitem nicht so in aller Munde wie heute und da hatte ich dann durch das Studium vor allem im Bereich Organisationsentwicklung schon sehr gute Anknüpfungspunkte. Ich hatte auch damals während dem Studium nicht geplant, mich beruflich in Richtung Innovationsmanagement zu entwickeln, aber es war offensichtlich intuitiv die richtige Entscheidung.
"Die Bedeutung der Universität als Wirtschaftsfaktor ist im Bewusstsein der steirischen Bevölkerung und auch der Studierenden noch wenig vorhanden."
Sie engagieren sich seit vergangenem Jahr als Präsidiums-Mitglied des alumni UNI graz für Ihre Alma Mater. Warum ist Ihnen das wichtig?
Ich glaube, dass die Bedeutung der Universität als Wirtschaftsfaktor im Bewusstsein der steirischen Bevölkerung und auch der Studierenden wenig vorhanden ist. Mit meinem Engagement möchte ich genau diese Bewusstseinsbildung fördern und nach außen tragen, wie wichtig die Universität für den Industrie-, den Wirtschafts- und Wissensstandort Steiermark ist.